Vereinsleben Berichte

Besichtigung der Zeppelin Luftschifftechnik

von Sabine Busse

Thomas Brandt hat vor sieben Jahren das Rudern gelernt und ist mittlerweile Mitglied des ÜRC. Doch sein berufliches Engagement ließ ihm kaum Zeit, den neuen Sport auszuüben. Das könnte sich jetzt ändern, denn im Sommer hat er zwei seiner Geschäftsführer-Posten bei der Zeppelin Gruppe in Friedrichshafen einem Nachfolger übergeben. Bevor wir hoffentlich bald und möglichst oft mit ihm im Boot sitzen, machte er uns ein besonderes Geschenk und führte eine Gruppe von 28 ÜRC-Mitgliedern am 22. September durch den Zeppelin-Hangar und die Werft. Es hätten gerne noch mehr teilgenommen aber die Gruppe sprengte schon die Dimensionen der „normalen“ Führungen.

Wir fanden uns Freitagnachmittag im „Restaurant im Zeppelin Hangar“ ein und nutzten die Gelegenheit zu einer kleinen Stärkung. Als ersten Programmpunkt konnten wir die Landung eines Zeppelins und das Ein- und Aussteigen der Passagiere beobachten. Es ist ein imposanter Anblick, wenn sich das 75 Meter lange Luftschiff in einem überraschend steilen Winkel dem Flugfeld nähert. Die Höhe des Zeppelins beträgt 17,4 Meter - was der Länge des Doppelachters entspricht. Danach hatten wir die Gelegenheit einen Film anzusehen, der kurz die Geschichte der Luftschiffe erläutert und über die Flüge und den Komfort an Bord informierte. Die Bilder aus der Kabine auf den Bodensee machten Lust direkt zum benachbarten Ticketshop zu gehen, doch wir waren ja schon verabredet.

Thomas Brandt begrüßte uns im Eingang und nahm uns mit in den Hangar. Da alle Zeppeline in der Luft waren, bekamen wir einen Eindruck der Dimensionen. „Wir haben jetzt 45 Minuten Zeit in dieser leeren Halle“, sagte Thomas Brandt und legte los. Er begann mit dem Jahr 1908 und der Gründung der Zeppelin Stiftung, die nach einer Spendenaktion der Bevölkerung möglich wurde. Graf Ferdinand von Zeppelin hatte davor sein komplettes Vermögen durch eine Serie von Unfällen seiner Luftschiffe verloren. Was heute Crowdfunding heißt, ermöglichte damals die Gründung der „Luftschiffbau Zeppelin GmbH“ und der „ZF Friedrichshafen GmbH“, die heute Hauptgesellschafter der 1993 gegründeten „Zeppelin Luftschifftechnik GmbH“ (ZLT) sind. Die seitdem in Friedrichshafen entwickelten und gebauten Luftschiffe heißen Zeppelin NT. Die beiden Buchstaben stehen für ‚Neue Technologie‘. Was das heißt, demonstrierte Thomas Brandt an einigen Beispielen: Die Hülle besteht aus einem reißfesten und UV-beständigem Material, das nur 0,3 mm dick ist und 8.000 m3 Helium umschließt - nicht mehr Wasserstoff wie bei der Hindenburg. Die Trägerkonstruktion besteht heute aus Carbonfasern und Aluminium. Den Gewichtsunterschied konnten wir beim Anheben der bereitstehenden Spanten aus den unterschiedlichen Materialien selber nachvollziehen. Wir erfuhren, dass sich der Treibstoff in dem Holm zwischen den schwenkbaren Proprellern befindet, das Luftschiff maximal 125 Stundenkilometer schnell fliegt und eine Reichweite von 1.000 km hat.

Dann hieß es „Zurücktreten“ und Platz machen für den Zeppelin, der von seinem letzten Rundflug an diesem sonnigen Tag zurückkehrte und in den Hangar gefahren wurde. Jetzt konnten wir den Riesen aus nächster Nähe in Augenschein nehmen und jede Menge Fotos machen.

Die Zeppeline sind für Rundflüge über dem Bodensee aber auch in anderen Regionen unterwegs, sie dienen als Werbeträger und sind für die Wissenschaft im Einsatz. So helfen Zeppeline, die stationär in der Luft verharren können, zum Beispiel bei der Beobachtung im Rahmen von Projekten zur Klima- oder Meeresforschung. In der Werft werden zudem Luftschiffe gebaut - oder Teile davon - und an den Hauptkunden Goodyear in den USA verkauft. Unsere Gruppe konnte einen Blick in die Werkstatt werfen, wo gerade eine Gondel gebaut wird. Wie viel Elektronik heute in einem Zeppelin steckt, machten die zahlreichen noch offen liegenden Kabel deutlich.

Für Thomas Brandt sind Zeppeline nicht nur ein Produkt des Unternehmens, für das er tätig ist. Sein engagierter Vortrag, die vielen Beispiele und die persönliche Erfolgsgeschichte zeigen, mit wie viel Herzblut er bei der Sache ist. Zum Schluss der Führung sprach er noch über Zukunftsvisionen wie elektrobetriebene Zeppeline oder leuchtende Hüllen, zum Beispiel mit OLED-Technologie. „Die Zeppeline sind eine seelische Ikone der Stadt Friedrichshafen“, betonte Thomas Brandt. Uns blieb nur der Dank für einen sehr informativen, spannenden und besonderen Nachmittag in Friedrichshafen. Wir hoffen Thomas Brandt jetzt endlich mehr im Ruderboot zu sehen, von wo er einen tollen Ausblick auf die vorbeifliegenden Zeppeline hat.