Breitensport Berichte

Rund um den Obersee

von Björn Quade

Beständiges Wetter und kaum Wind waren vorhergesagt, als Margrit zur Seeumrundung aufrief. Trotz Schulferien gab es spontan nur drei Ruderer, die mitmachen konnten. Die gute alte "Baden", unser einziger Dreier, freute sich, als ihre Verdecks aus dem Schuppen kamen und sie vom 30. Aug. bis 2.Sept auf große Fahrt durfte.

 

 

 

Überlingen – Friedrichshafen, 32 km
Als am Morgen zwei Frauen und ein Mann loszogen, glich der Überlinger See einem Spiegel. Es war ein Genuss nach Meersburg zu gleiten und ohne Wartezeitan Fähre und Hafen vorbeizukommen.Auch der Obersee war erstaunlich glatt. Nach einem kurzen Halt am Hagnauer Campingplatz (Vorsicht! Nicht markierte riesige Felsbrocken in Ufernähe!) ging es zügig weiter.
Bis Friedrichshafen waren außer Kursschiffen und Segelschüler noch keine Boote unterwegs. Bei den "Häflern" wurden wir bereits erwartet. Unser Boot blieb in Friedrichshafen,und wir nahmen den Bus zurück nach Überlingen.

Friedrichshafen – Lindau – Bregenz, 28 km
Auf dennächsten drei Etappen bestand die Mannschaft aus drei Frauen. In der "Baden" war genug Platz für Schlafsack, Luma, Schwimmweste und die ständigen Begleiter der Ruderfrauen: eine Kollektion wasserdichter Beutel!

Auch jetzt war der See erstaunlich ruhig. Gemächlich zogen wir am Eriskircher Ried vorbei und dümpelten in der Morgensonne vor Schloss Montfort. Nach dem Yachthafen von Langenargen pausierten wir an einem einsamen Strand. Die Buchten von Kressbronn und Nonnenhorn fuhren wir nicht aus. Dafür schauten wir uns die Fassaden der alten Villen in Bad Schachen und Lindau genau an. Bei dieser Gelegenheit suchten wir auch den Lindauer Ruderclub auf und nahmen dorthin die Abkürzung unter der Eisenbahnbrücke – ein schmaler Durchlass – in den hinteren kleinen Seeteil.

Danach ging es weiter, unter der Straßenbrücke hindurch,nach Bregenz. In der Bregenzer Bucht war es etwas windig, was entsprechend viele Segelboote nutzten. Bis zum Ruderclub Wiking, der nach der Seebühne in einem Yachthafen versteckt liegt, dauerte es länger als vermutet.
Im Clubhaus machten wir uns stadtfein, bummelten zur Seebühne und weiter in die Altstadt. Auf dem Rückweg besuchten wir noch das eindrucksvolle Zisterzienserkloster Mehrerau in der Nähe. Die Nacht im Trainingsraum war kurz: Laute Musik von einem Strandfest, Randalierer und ein überraschend heftiges Gewitter am frühen Morgen, ließ uns nur wenig schlafen.

Bregenz – Altenrhein – Arbon, 36 km
Als der Gewitterregen nachließ, verließen wir die Gewitterzone und fuhren über Rohrspitz am "Rheinbrech", der Mündungsspitze des Rheins, vorbei in die Bucht Wetterwinkel, wo uns Wellen und Regen überraschten. Dafür war es in Altenrhein windstill. Abgesehen von den Geräuschen der nahen Autobahnist das ursprüngliche Flussbett des Rheins ein Naturschutzgebiet mit Scharen von Wasservögeln.

Auf dem Weg nach Rorschach war das Wasser wieder glatt und wir landeten wohlbehalten am Seeclub Arbon, wo uns ein Helfer den Steg zum Anlegen ins Wasser ließ.
Nach einer kurzen Rast nahmen wirdie S-Bahn nach Rorschach und besuchten dort das Sandskulpturenfestival.Das diesjährige Thema lautet: "Das Tier in Dir". Den ersten Platz erhielt die "Froschkönigin", eine wohlgeformte, hochaufgerichtete Figur – einer Pharaonin gleich – die majestätisch die Besucher betrachtet.
Zum Sonnenuntergang saßen wir mit den Arboner Ruderern zusammenund genossen den Anblick des Obersees.

Arbon – Altnau – Hagnau – Überlingen 41 km
Nach einer kurzen Nacht im Seeclub Arbon machte uns derSchweizer Kaffee wieder munter. Wie bestellt kam ein Helfer, damit wir es leichter hatten, unser Boot zu wassern, dasvon Bregenzern als Lastkahn bezeichnet wurde.
Solange wir am Ufer entlang fuhren, war der Himmel noch leicht bedeckt. Am Steg von Altnau (300 m lang) entschieden wir,den See hier zu überqueren, da es in der Konstanzer Bucht nach Regen aussah. Die Sicht war gut, das Wasser glatt, besser hätte es nicht sein können. Während der 8 km langen Überfahrt begegneten sich die beiden Katamarane. Inzwischen brannte die Sonne vom herrlich blauen Himmel auf uns nieder.

Am Hagnauer Ufer stärkten wir uns für die die letzte Etappe. Bei Uhldingen kamen uns ständig Kursschiffe und Motorboote in die Quere.Am Heimatsteg angekommen, hatten wir erstmal genug vom Rudern – allerdings nur für diesen Tag!
Unsere dicke "Baden" mag vielleicht einem Frachtkahn gleichen, aber sie ist ein gutes Wanderboot.

Diese Tour auf dem Bodensee war besonders harmonisch und schön – so schön, dass wir sie hoffentlich im nächsten Jahr wiederholen können.