Breitensport Berichte

Drei Rudertage Sonne – See – Fluss

von Ilse Wagner


Die Bodensee-Hochrhein-Wanderfahrt des Breisacher Rudervereins (BRV) im Juli 2011 fand so großen Anklang, dass dieselbe Tour vom 15. bis 17. Juni 2012 wiederholt wurde. Auch diesmal füllten Überlinger Teilnehmer wieder freie Rollsitze.
Sechs ÜRC-ler beteiligten sich sogar an der ganzen Fahrt, sechs weitere ruderten je einen oder zwei Tage mit. Bei einem hohen Wasserstand von 4,72 m und dementsprechender Strömung war es ziemlich sicher, dass die letzte geplante Teilstrecke von Schaffhausen nach Rekingen vermutlich in Eglisau enden würde.
Dafür hatten wir Riesenglück mit dem Wetter: strahlend blauer Himmel, Sonne von morgens bis abends bei 30 Grad – kein Wind, Gewitter und Regen.

 


Überlingen – Radolfzell

Als die zwölf Breisacher Teilnehmer mit vier Wanderruderbooten des Landesruderverband- BW ankamen und alle Teilnehmer startklar waren, schlug es vom Münsterturm bereits 10 Uhr. Wunschgemäß ruderten wir in Ufernähe an der Klosterkirche Birnau und den Pfahlbauten von Unteruhldingen (UNESCO-Welterbe) vorbei, dann überquerten wir den Überlinger See zur Blumeninsel Mainau bis zum Anlegesteg der UNI-Konstanz. Leider war diesmal der Steg von Ruderbooten belagert, was uns ein Anlegen unmöglich machte und wir daher weiterrudern mussten. Wegen des hohen Wasserstands waren die Uferstreifen in Richtung Konstanz unter Wasser, so blieb uns nur eine kurze Rast am Freibad Hörnle.

Aus den Springwellen unter den Konstanzer Rheinbrücken waren kleine Fontänen geworden, die uns besprühten, bis wir in den ruhigen Seerhein gelangten. Unser bevorzugter Rastplatz in Gottlieben auf der Schweizer Seite war ebenfalls unter Wasser. Bei der Durchfahrt des Bruckgrabens unter der Pappelallee zur Insel Reichenau mussten die Großen den Kopf einziehen, so wenig Platz gab es noch zwischen Boot und Tunneldecke. Dafür war es ein Hochgenuss, auf dem Gnadensee zu rudern: spiegelglattes Wasser und Vogelgezwitscher entlang der Gemüse- und Fischerinsel mit den drei romanischen Kirchen St. Georg, Münster St. Maria und Markus sowie St. Peter und Paul (UNESCO-Weltkulturerbe). Die Weiterfahrt zum Ruderclub Undine auf der Halbinsel Mettnau war genauso idyllisch.

 


Radolfzell – Schaffhausen

Die Überlinger standen schon am Radolfzeller Rudersteg bereit, als die Breisacher Teilnehmer, die dort übernachtet hatten, noch am Frühstückstisch saßen. Kurz nach 9 Uhr waren dann alle vier Boote zu Wasser gelassen. Gemächlich glitten wir am Schilfufer des stillen Zeller Sees in Richtung Horn entlang, wo der Untersee beginnt. Auch dort war es noch erstaunlich ruhig, und wir konnten fast ohne störende Motorboote nach Stein am Rhein rudern und das herrliche Panorama genießen. Hier endet der Untersee und der Hochrhein beginnt. Nach einer Rast mit Blick auf die Burg Hohenklingen oberhalb sonniger Rebhänge, Wahrzeichen von Stein am Rhein, wurde die Strömung auf dem Weg nach Schaffhausen immer stärker. Für Rheinschiffe war die alte Holzbrücke in Diessenhofen derzeit nicht passierbar. Ein Glück für uns, somit war es auf diesem Flussabschnitt ruhiger als sonst.

Die Dalben und Seezeichen auf dem Zickzackkurs nach Schaffhausen waren heftig umspült vom schnell fließenden Wasser, doch unsere versierten Steuerleute brachten uns sicher zum Kanuclub Schaffhausen, wo es gleich ans Boote abriggern und verladen ging. Die Überlinger Frauen übernachteten in der Jugendherberge im Gelände von Schloss Laufen oberhalb des Rheinfalls. Die Breisacher Gruppe ließ es sich im Gasthof Frohsinn in Flurlingen gut gehen. Beim Abendspaziergang zum Rheinfall war eine Unterhaltung kaum möglich so laut toste der Rhein auf einer Breite von 150 m 23 m in die Tiefe.

 


Schaffhausen – Eglisau

Schäumendes Wasser und hohe Fließgeschwindigkeit erwarteten uns beim Einsetzen der Boote unterhalb des Rheinfalls in Neuhausen. Hier waren alle gefordert, die Boote sicher in die Strömung zu manövrieren. Danach folgte für wenige Kilometer eine mangrovenartige Oase mit ruhigem Wasser. Die erste Staustufe von Rheinau war selbst für strömungserfahrene Ruderer eine Herausforderung. Das Ablegen nach dem Bootstransport auf Schienenwagen war beim derzeitigen hohen Wasserdruck nicht ungefährlich. Danach dümpelten wir in aller Ruhe vor dem ehemaligen Kloster Rheinau mit seinen Doppeltürmern auf der gleichnamigen Rheininsel mitten in der Hochrheinschleife. Die folgenden beiden Staustufen waren zum Glück leichter zu bewältigen.

 


Auf einem ruhigen Flussabschnitt kam nach der überdachten Holzbrücke von Altenburg bereits Eglisau in Sicht. Dieses Städtchen mit mittelalterlichem Kern und schmucken Fassaden zum Flussufer hin gehört bereits zum Kanton Zürich, und hier endete unsere Wanderfahrt. Die Schleuse am Kraftwerk Eglisau-Glattfelden war wegen des hohen Wasserabflusses für alle Boote derzeit gesperrt. Da blieb uns nur: Mit Sekt auf Geburtstage anstoßen und Kuchen essen, in den kühlen Rhein springen, Boote verladen und Abschied nehmen.

Es war wieder eine gelungene Wanderfahrt mit einigen jungen Wanderruderern unter der sonst eher 50-plus-Gruppe, die unser Fahrtenleiter Richard in Breisach mobilisiert hatte. Logistisch war es auch diesmal nicht einfach. Danke an unseren Landdienst Peter, der jeden Tag den Bootshänger von Rastplatz zu Rastplatz fuhr und uns unterwegs von der einen oder anderen Brücke zuwinkte. Die Stimmung auf der 104 km langen Strecke inmitten der abwechslungsreichen Kulturlandschaft von Bodensee und Hochrhein war wieder bestens.