Breitensport Berichte
Endlich wieder eine "Rundum"-Tour
von Ilse Wagner
Für die kurzfristig geplante viertägige Oberseeumrundung von Montag, 21. bis Donnerstag, 24. August – organisiert von Conny F. und Barbara G. – passte alles. Zehn unternehmungsfreudige Frauen überzeugten sogar den Wettergott, Gewitter, Regen und Sturm zu verschieben. Auf Landdienst verzichteten wir und reduzierten unser Gepäck auf ein Minimum – eher ungewöhnlich für uns! – aber wir können das!
Überlingen – Arbon (40 km)
Montagmorgen 6:30 Uhr herrschte auf dem Clubgelände geschäftiges Treiben, bis Schlafsäcke, nötige Wechselkleidung und Verpflegung unter den neuen Abdeckplanen verstaut waren. Nach einer Stunde waren "Wellenreiter" und "Spetzgart" startklar. Unterwegs entschieden wir bis zum Rebgut Haltnau zu fahren und dort den ca. 7 km breiten Obersee nach Altnau zu überqueren – stets den Katamaran fest im Blick! Am Schweizer Ufer angekommen, packten wir das zweite Frühstück aus, stärkten uns für die nächsten 20 km und zogen weiter entlang des Schilfgürtels bis Romanshorn. Bis dahin begegneten uns kaum Boote und Kursschiffe, danach einige mehr.
Am Seeclub Arbon erwartete uns bereits Jacqueline S. am Steg mit dem Bootshausschlüssel in der Hand. Nach einer Kaffeepause teilte sich die Gruppe. Während einige nach Rorschach fuhren und Sandskulpturen anschauten, bummelten andere durch die sehenswerte Altstadt von Arbon und kauften die Zutaten fürs Abendessen und Frühstück ein. Das gut gewürzte Ratatouille mit Nudeln und Salat auf der Terrasse mit Abendsonne war ein Hochgenuss. Für die Nacht suchten sich alle ein passendes Plätzchen ob drinnen oder auch draußen.
Arbon – Bregenz (34 km)
Am frühen Morgen war der See zunächst noch ziemlich unruhig. Bei Rheinspitz bogen wir in den "Alten Rhein" ab, die Hauptmündung des Rheins in den Bodensee bis Anfang des 20. Jh. Hier verläuft auch die Grenze zwischen Schweiz und Österreich. Die Fahrt in diesem mangrovenartigen Abschnitt zum Steg und Bootshaus der Arboner und Rorschacher Ruderer und zurück, war trotz Mückenattacken etwas Besonderes. Weiter auf dem See bescherte uns der berüchtigte Wetterwinkel glattes Wasser und viel Sonne. Die verlegte Mündung des "Alpenrheins", beidseitig vom Rheindamm begrenzt, reicht weit in den See hinein. Am Rheinbrech, der markanten Trennlinie zwischen Fluss und See, vermischt sich das sedimentreiche, hellgraue Rheinwasser kaum mit dem wärmeren, grünlichen Seewasser und fällt aufgrund seiner größeren Dichte abrupt in die Tiefe ab.
Dieses Schauspiel ließen wir uns nicht entgehen und hielten an. Je näher wir Bregenz kamen, um so belebter und unruhiger war der See. Am RV-Wiking, in einem geschützten Segelhafen, nahmen wir die Boote an Land. Wanderruderbetreuerin Roswitha empfing uns mit Kaffee, hausgemachter Sachertorte und süßen Stücken. Ob Schwimmen, Biergarten im Kloster Mehrerau, Seebühne – leider ohne "Carmen" – oder ein Altstadtbummel, Bregenz hat viel zu bieten! Zum Abendessen trafen wir uns im Wirtshaus am See. Für den Absacker im Clubhaus stand eine Flasche Wein im Kühlschrank, doch den hatte leider jemand abgeschlossen. Da konnte nur Roswitha weiterhelfen und sie kam gern noch auf einen Umtrunk vorbei.
Bregenz – Friedrichshafen (26 km)
Die Nacht war kurz und die Matten im Trainingsraum waren hart, dafür erwartete uns bereits am frühen Morgen viel Sonne. Schnell war das Gepäck verstaut, und es konnte los gehen. Als Ersatz für drei Abgereiste kamen zwei Ruderkolleginnen und ein Quotenmann dazu. Die radelnde Familie einer Teilnehmerin winkte uns noch nach, als wir aus dem Hafen fuhren und nebenbei noch ein Skiff an Land schubsten, das sich selbstständig gemacht hatte. Die Bregenzer Bucht lag wie gebügelt vor uns und es war ein Erlebnis an der Seebühne vorbeizurudern mit dem etwas über 1000 m hohen Pfänder im Hintergrund.
In Lindau, dem angeblich schönsten See-Ende, bewacht ein bayerischer Löwe die Hafeneinfahrt und die Prachtbauten entlang der Promenade. Auch hinter Lindau stehen schöne alte Villen von Parks umgeben. Vorbei an Wasserburg – einst eine Insel – ging es nach Kressbronn in Baden-Württemberg. Am Strandbad legten wir an und gönnten uns eine Kaffeepause auf dem Landungssteg. Auf dieser Uferseite sind zum Glück noch eine Reihe alter Badehäuschen erhalten geblieben. An den Einfahrten der großen Yachthäfen vor Langenargen war viel los, und wir mussten oft Segelbooten ausweichen. In Friedrichshafen legten wir die Boote wie üblich auf die Wiese. Die nächste Nacht verbrachten wir lieber im eigenen Bett und fuhren nach Hause.
Friedrichshafen – Überlingen (30 km)
Für die letzte Etappe ging es ab Überlingen mit dem frühen Bus um 6:20 los. Um 7:45 Uhr waren wir auf dem Wasser. Auch am Donnerstag meinte es der Obersee gut mit uns. Bis zu unserer Kaffeepause in Hagnau war der See glatt und noch wenig belebt. Am Ufer begegnete uns eine Ruderkollegin per Fahrrad und eine andere fotografierte unser Ablegemanöver vom Segelboot aus. Bis Überlingen hinderten uns immer wieder Kursschiffe und Freizeitkapitäne am direkten Kurs.
Eine Weile wich uns ein Motorboot nicht von der Seite, und bevor es Wellen werfend davon düste, rief uns der Fahrer noch zu: "Ihr fahrt 10 km/h!" So schnell unterwegs, legten wir bereits um 12:30 Uhr am Heimatsteg an, putzten die Boote gründlich und räumten alles auf. Nach einem erfrischenden Bad im See saßen wir noch bei Kaffee und Kuchen zusammen und ließen diese schöne Wanderfahrt ausklingen.
Herzlichen Dank an die Organisatorinnen und Teilnehmer, besonders auch an den Wettergott, denn am späten Nachmittag zog ein heftiges Gewitter mit Sturm und Regen auf.
Vielleicht klappt es auch im nächsten Jahr wieder mit einer stimmungsvollen "Rundum"-Tour.