Vereinsleben Berichte

Alles über die Bodenseefischerei

von Ilse Wagner

Beim Ruderhock am 12. Oktober bekamen 25 Ruderfreunde einen Einblick in die Bodenseefischerei von unseren beiden Mitgliedern, den Geschwistern Marco und Aline Knoblauch aus der traditionsreichen Uhldinger Fischerfamilie Andreas u. Sonja Knoblauch.

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Bildquelle: Homepage Knoblauch


Marco (22) hat den Beruf des Fischers von seinem Vater erlernt, nachdem er eine Mechanikerlehre durchlaufen hat, um später Boote und Maschinen selbst reparieren zu können. Nach Abschluss seiner Fortbildung zum Fischwirtschaftsmeister für Fischerei, Fischhaltung und Fischzucht kann er sein eigenes Fischereipatent beantragen. Aline (20) dagegen wird keine "Fischerin vom Bodensee", sie lernt Bankkauffrau. Beide rudern erst seit einem Jahr.

Die Bewirtung für den Abend lag natürlich in den Händen von Aline und Marco. Nach dem Verzehr der ersten schmackhaften Fischhäppchen zum Weißwein bzw. Bier, begann Marco in lockerer Atmosphäre von der Bodenseefischerei "Gestern und Heute" zu erzählen. Aline unterstützte seinen unterhaltsamen Vortrag mit einer kleinen Power-Point-Präsentation.


Bodenseefischer ist ein Beruf, der viel abverlangt. Die harte Arbeit auf dem See vor Sonnenaufgang bei jedem Wetter, Flickarbeiten an den Netzen, Fischverarbeitung per Hand – und dies alles bei geringer werdenden Fangraten. Von den rund 45 Fischarten im gesamten Bodensee gehören Felchen zu den "Brotfischen", dazu kommen Saibling, Kretzer (Egli) und Aal. Zu den Beifischen zählen Hecht, Karpfen, Brachse (Brasse), Trüsche, Weißfische, Schleie, Kaulbarsch und Stichling.

Fangtechniken sowie Fischfangzeiten unterliegen strengen Regeln, ebenso ist die Anzahl der ausgelegten Netze begrenzt. Im Uferbereich wird mit Bodennetzen, Trappnetzen und Reusen gefischt, im Freiwasser werden Schwebnetze verwendet. Von der Strömung abgetriebene Netze können heute per GPS geortet werden. Marco erzählte uns, dass er bereits beim Aufstehen weiß, wo sich seine Schwebnetze herumtreiben. Leider kommt es dann und wann auch zu Netzdiebstählen.

Die Fischereiaufsicht kontrolliert regelmäßig, ob die Netze erst zum vorgeschriebenen Zeitpunkt eingeholt werden. Fischereirechte, Fischschongebiete bzw. Schonzeiten für einzelne Fischarten gilt es einzuhalten, um eine Überfischung zu vermeiden. Während der Felchenschonzeit vom 15. Okt. bis 10. Jan. gibt es das Laichfischen. Rogen und Milch werden abgestreift und bereits auf dem Boot miteinander vermischt. Der Laich wird in eine Brutanstalt gebracht, wo in wenigen Monaten kleine Felchen heranwachsen. Erst wenn sie robust genug sind, werden sie im See ausgesetzt.

So vielschichtig die Arbeit eines Fischers ist, so vielseitig ist die Vermarktung der Fische: Veredelung wie Räuchern, Pasteten u. Frikadellen etc., ebenso das Ausrichten von Festen (Felchenfest, Fischerhock usw.), um in saisonal bedingt guten Fangzeiten mehr zu verkaufen. Außerdem gehört zum Alltag des Bodenseefischers Marco Knoblauch die Mithilfe im elterlichen Fischhaus "Löwenzunft" in Überlingen.

Unsere vielen Fragen hat der angehende Fischwirtschaftsmeister alle aus dem Stegreif beantwortet und mit Anekdoten untermalt. Wir wünschen ihm viel Glück für die Meisterprüfung und mehr Zeit zum Rudern.