Vereinsleben Berichte
Bierverkostung mit einem Biersommelier am 8. April
von Rolf Hospach
Weinverkostungen hat man schon oft erlebt. Eine Bierverkostung war für mich Neuland. Entsprechend neugierig war ich. Rothaus gegen Paulaner, Alpirsbacher, Löwenbräu, Pils gegen Export, Bockbier, vielleicht sogar Doppelbock?
Weit gefehlt! Von den neun Bieren, die vorgestellt wurden, kannte ich gerade mal eins.
Das erste Bier: Das belgische "Kriek Boon" mit wilden Hefen spontan vergoren und unter Zusatz von dunklen Kirschen in Holzfässern gereift. Geeignet als Aperitif, mit einer deutlichen Kirschnote, einem Hauch von dunklen Waldfrüchten mit einem nachhaltigen Abgang. Abgesehen davon, dass mich als passioniertem Biertrinker kurz die Panik ergriff, als nur 0,1 Liter eingeschenkt wurde, ein durchaus erfrischender Genuss.
Weiter ging es zunächst mit einem alkoholfreien aber sehr geschmackvollem Nittenauer "Le Chauffeur". Es folgten "Sun Rise", ein aromastarkes, hopfenbetontes Leichtbier und "Blümla", ein fruchtig herbes Frühlingsweißbier – Namen, die noch niemand der Anwesenden jemals gehört, geschweige denn getrunken hat. Erstaunlich, dass viele Biere nach der Geruchsprobe im Geschmack völlig anders bewertet wurden.
Nach "Simco 3, Hopfiges Lebensglück" mit Aprikosen- und Mango-Noten sowie einem Hauch Holunder gab es als Grundlage leckere Salate mit einer vegetarischen Tarte oder Frikadellen.
Es folgten vier weitere Bierspezialitäten: "Tap 5", von Schneider Weisse, einem vollmundigen Weißbier mit immerhin schon 8,2 % Alkohol, und "7:45 escalation", einem kräftigen Double IPA, das laut Werbetext der jungen Münchner Brauerei "Crew Republic" dem letzten, morgendlichen Gast an der Theke gewidmet ist. IPA beutet India Pale Ale, ein Bier, das im 19. Jh. in England für die Indischen Kronkolonien wegen der besseren Haltbarkeit mit einem höheren Alkohol- und Hopfengehalt gebraut wurde. Das tiefschwarze "Imperial Stout", mit beachtlichen 9,5 % Alkohol, einst das Hofbier des Zarenhauses überraschte mit betonter Kaffeenote, Aromen von Bitterschokolade und einer Andeutung von Karamell.
Alle Biere wurden von Willi, dem Sommelier, kompetent erklärt und beschrieben: Stark gehopft, hefebetont, Bittereinheiten zwischen 33 und 83, Geschmack und Aromen, oft durch spezielle Hopfensorten, Brauart, Alkoholgehalt (von 0 bis 9,5 %) usw.
Krönender Abschluss war das "Triple Karmeliet", ein fruchtig spritziges, mit Sektkorken verschlossenes Bier!
Es haben bestimmt, wie bei einer Weinprobe, nicht alle Biere vorbehaltlos Zustimmung gefunden. Aber es gab vielfältige und interessante Geschmackserlebnisse und Einblicke in die Welt der "Craft Biere", also handwerklich gebrauter Biere, hergestellt von kleinen und kleinsten Brauereien mit dem Ziel, möglichst aromatische Produkte zu kreieren. Bei uns noch Nischenprodukte für Liebhaber, mit Preisen von moderat bis zu 60 Euro pro Flasche, in Amerika aber ganz im Trend!
Markus Siller, dem Organisator des Abends und Willi, dem Sommelier, ein herzliches Dankeschön für einen gelungenen ÜRC-Abend.