Vereinsleben Berichte

Führung durch den Goldbacher Stollen

von Ilse Wagner

Für die Stollenführung am 17. Sept. konnte Ulrike Gut den Stadtrat Oswald Burger, Historiker und Lehrer, gewinnen, der maßgeblich an der Erforschung des Überlinger Stollens beteiligt war und dafür 2007 das Bundesverdienstkreuz erhielt. Vierzig ÜRC-ler und deren Freunde trafen sich vor dem Stolleneingang in der oberen Bahnhofstraße. Vor allem die Jugend war zahlreich vertreten.

Oswald Burger führte uns durch den Hauptstollen und einige Querstollen und erzählte die Geschichte des Stollens:
Der schwere Luftangriff Ende April 1944 auf die Friedrichshafener Industrieanlagen zwang die Rüstungsplaner zur Produktionsverlagerung. Die Überlinger Molassefelsen entlang der Bahnlinie und Straße nach Sipplingen wurden dazu bestimmt, hier bombensichere Stollen für Zeppelin, Maybach, Dornier und die Zahnradfabrik Friedrichshafen zu bauen.
Zu diesem Zweck wurden Häftlinge aus dem KZ Dachau rekrutiert, die im Herbst 1944 deswegen bei Aufkirch eine KZ-Außenstelle Dachau errichten mussten. Dort waren etwa 800 überwiegend politische Häftlinge aus Italien, Polen, Russland, der Tschechei und Slowenien interniert, die in weniger als sieben Monaten eine 4 km lange Stollenanlage unter dem Decknamen "Magnesit" in den Felsen sprengten. In zwei Schichten leisteten die Männer Schwerstarbeit. Der Aushub wurde auf Loren geladen und am nahen Seeufer abgeladen. Mindestens 168 Häftlinge überlebten die Arbeits- und Haftbedingungen nicht. Nur zwei Häftlingen gelang die Flucht.

Kurz vor Kriegsende, noch vor Fertigstellung der Anlage, wurde das Lager aufgelöst und die Häftlinge zurücktransportiert. Als französische Truppen Ende April 1945 Überlingen besetzten, sprengten sie die Eingänge zu den Stollen, um eine weitere Nutzung zu unterbinden.
Später wurde ein neuer Eingang gebaut. Erst in den 80er Jahren wurden die Stollen mit Spritzbeton einsturzsicher gemacht. Heute lagern im Winter Boote und Wohnwagen in den Stollen. Auf der Aufschüttung am Ufer ist der Überlinger Campingplatz entstanden. Gedenkstätten vor dem Stolleneingang und im Stollen sowie der kleine KZ-Friedhof oberhalb der Birnau erinnern an das schreckliche Geschehen.

Durch den spannenden und sehr informativen Vortrag von Oswald Burger ist die 2-stündige Führung wie im Flug vergangen. Vor allem unsere Jugendlichen waren bis zum Schluss aufmerksame Zuhörer!
Oswald Burger freute sich über die Spende von 186,70 Euro für den Verein "Dokumentationsstätte Goldbacher Stollen und KZ Aufkirch".