Vereinsleben Berichte

Vogelwarte Radolfzell-Möggingen

von Ilse Wagner

Am Freitagnachmittag, 27. Sept., nutzten zwanzig ÜRC-ler die Möglichkeit zu einem Besuch im Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell-Möggingen.

Die Vogelwarte befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Mühle beim Wasserschloss Möggingen der Grafen von Bodman. Der Vater des heutigen Grafen war Hobbyornithologe und ermöglichte Ornithologen des Max-Planck-Instituts ab 1946, Schloss und Gelände für Forschungen zu nutzen. Erst seit 2011 gibt es in der Nähe ein neues Gebäude, in dem rund 80 Mitarbeiter, Wissenschaftler, Doktoranden, Verwaltungsangestellte und andere tätig sind.

Im Garten des Besucherzentrums "MaxCine" erwartete uns Gabriele Dederer, eine junge Wissenschaftlerin, die uns die Aufgaben der Vogelwarte unterhaltsam vermittelte. Vögel bekamen wir nicht zu sehen, da die Volieren nur für Forscher zugänglich sind. Auf uns wartete eine Vielzahl Sender, mit denen Zugvögel ausgestattet werden, um ihre Flugrouten erforschen zu können. Die Herausforderung für die Technik ist es, Sender mit einem möglichst geringen Gewicht bis maximal 5 % des Körpergewichts zu entwickeln.

Besonders interessant sind unsere heimischen Weißstörche. Seit 1991 werden sie mit 'Satelliten-Tracking-Tags' ausgerüstet, um ihre Wanderungen genauer zu beobachten. Mit diesen Transmittern können die Wissenschaftler die Bewegungen jedes einzelnen Vogels aufgrund gesendeter Signale via Satellit genau nachverfolgen. Viele Störche aus dem Südwesten nehmen die Route nach Südspanien, wo sie auf Müllhalden reichlich Nahrung finden und dort auch oft überwintern. Andere warten auf Aufwinde, um dadurch die 14 km breite Meerenge von Gibraltar zur afrikanischen Küste zu überqueren. Dann geht es über die algerische Wüste und oft weiter bis nach Zentralafrika und im Frühjahr wieder den gleichen Weg zurück. (www.movebank.org.)

Und wer käme schon auf die Idee, dass unsere Stockenten Langstreckenflieger sind? Zum Beispiel ist eine Ente vom Bodensee nach Moskau geflogen. Nach fünf Tagen war sie wieder zurück. Warum die Ente mal schnell nach Russland "gejettet" ist, können weder der Sender noch die Wissenschaftler beantworten!

Nach dieser interessanten Einführung in die Arbeit der Vogelwarte und einem kurzen Besuch im Medienhaus 'Hennhouse' lauschten wir noch einem Vortrag des jungen Prof. Mark van Kleunen der UNI-Konstanz. Seine Forschungen befassen sich mit Migranten der Pflanzenwelt, den sog. invasiven Pflanzen bzw. "Aliens". Einigen Pflanzenarten gelingt es auf fremdenTerrain sesshaft zu werden, weil dort ihre Fressfeinde fehlen. Ein Beispiel ist das asiatische Springkraut, das sich bei uns offensichtlich sehr wohl fühlt!

Soviel Infos machen hungrig. Wer noch Zeit und Lust hatte, fuhr mit zum Landgasthof Adler in Güttingen. Dort ließen wir uns im Wintergarten nieder und erfreuten uns an der reichhaltigen Speisekarte.