Vereinsleben Berichte

Vom Keller aufs Dach

von Ilse Wagner

Das Kulturdenkmal Kloster und Schloss Salem kannten alle 30 Teilnehmer, die Geschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters und späteren Schlosses eher wenige, den historischen Weinkeller und das Dachgestühl des Münsters hingegen bis jetzt nur einige.

Dies war ein guter Grund, um am Freitagnachmittag, den 26. Sept., bei herrlichem Sonnenschein einen Ausflug nach Salem zu unternehmen und in einer Sonderführung mehr zu erfahren.

Bei einem kurzen Rundgang im Schlossareal erzählte uns die charmante Begleiterin Frau Wiechens-Oehler einiges zur wechselhaften Geschichte Salems: Einst mächtige Reichsabtei, dann Schloss der Markgrafen von Baden und heute Eigentum des Landes Baden-Württemberg.

In der "Prälatur" (Abtsgebäude) stiegen wir in den historischen Weinkeller, 
wo ca. 40 000 Liter Wein des Weinguts Markgraf von Baden in Barriquefässern lagern. Bei einer Verkostung des spritzigen Müller-Thurgau Gutsweines hörten wir Weingeschichten, wie z. B. über einen Mönch, der in seinem unstillbaren Durst in einem Fass ertrunken sein soll und noch heute im Keller umhergeistert!

Dann nahmen wir unsere Gläser und zogen weiter in das stuckverzierte Refektorium, früher Speisesaal der Mönche, heute Betsaal der evangelischen Gemeinde. Im Bernhardusgang erfuhren wir einiges über den Ordensgründer und probierten vom fruchtigen Lagenwein Birnauer Spätburgunder Rosé. Fachkundige Erläuterungen und interessante Geschichten gab es beim Rundgang durch das gotische Münster mit seiner prachtvoll klassizistischen Ausstattung. Der erste Teil der Führung endete im alten "Torkel" (Kelter) bei einem Gläschen edlen Bermatinger Spätburgunder.

Zum zweiten Teil der Führung erwartete uns Herr Ziegler wieder im Münster, wo er uns zunächst das Modell des gotischen Dachstuhls und die verschiedenen baulichen Veränderungen erklärte. Dann lud er uns ein die 110 ausgetretenen, engen Wendeltreppen zum Dachstuhl hinaufzusteigen – und dies nach der Weinprobe!


Endlich oben angekommen staunten wir über den gut erhaltenen Teil des Dachwerks aus dem 13. Jh. mit Ankerbalken aus Eiche, Gebinden, Sattelbalken und enger Lattung aus heimischem Weichholz. Die Baumeister des Mittelalters waren geniale Zimmerleute und Statiker, sonst wäre dieses ausgeklügelte Bauwerk nach 700 Jahren nicht so gut erhalten.

Viele der glasierten Flachziegel, von denen einer 2,5 kg wiegt, sind bis heute funktionstüchtig. Während alle gespannt Herrn Zieglers Dachwerksgeschichten lauschten, begann die große 2,5 t schwere Münsterglocke sechs Mal zu schlagen. Sie übertönte jedes Wort und die starke Schwingung war eine Weile spürbar.

Das war das Zeichen, langsam wieder abzusteigen und in der nahen "Weinstube zum alten Gefängnis" einzukehren, die Gläser füllen zu lassen und die Vesperkarte zu studieren. Bei Gerichten wie Henkersmahlzeit, Scheiterhaufen, Lumpenwurst und Arme Seelen schauderte es manche, aber geschmeckt hat es allen – und gefallen ebenso.